Ich weiß gar nicht mehr, ob es noch 2019 oder schon 2020 war, da ploppte auf meinem Handy ein verpasster Anruf von Alexander Kaschte auf. „Hm? Der Kaschte? Was mag er von mir wollen?“ Ein Rückruf, eine kaschteesque Begrüßung, und dann erzählte er mir von einem Buchprojekt („Am Ende steht ein Traum“), welches während der „Phantasai, lieb‘ Phantasai“-Tour entstehen sollte: Bilder vom Touralltag, von hinter den Kulissen, von der Show; Kaschte hatte da Großes im Sinn, er plante mehrere Fotograf:innen ein und ich sollte einer von ihnen sein. Geil! Da sagt man nicht „Nein“.
Mein erster „Arbeitstag“ fand in Herford statt. Dort angekommen, wurde mir erklärt, wen ich fotografieren dürfe, wer davon nicht begeistert sein würde etc. Natürlich konnte ich mir so schnell derartige Dinge nicht merken, also munter drauf los fotografiert.
Obgleich alle Anwesenden recht freundlich waren, lag irgendwie eine angespannte Stimmung in der Luft, die sich auf mich auswirkte. Oder war nur ich es, der angespannt war, weil das mein erstes „Backstage-Projekt“ war? Wir werden es nie erfahren.
Im Backstage-Bereich herrschte größtenteils konzentrierte Stille, das Klicken des Auslösers empfand ich als dementsprechend laut, aber die Künstler*innen schienen mich kaum zu bemerken. Diese Konzentration setzte sich sowohl bei mir als auch den Menschen vor meiner Kamera den ganzen Tag fort – beim Fan-Meeting, beim Soundcheck – und fand ihren Höhepunkt beim abendlichen Auftritt, wo ich dann auch schon im Flow war.
SAMSAS TRAUM traten an diesem Abend in den kleineren Räumlichkeiten des „X“ auf, was der Stimmung aber keinen Abbruch tat; auf die Fans ist Verlass (gut, nicht auf alle: Bei „Ich wünsch‘ mir, dass das Zebra schweigt“ hätte eine Besucherin das Zebra spontan mimen sollen, verfiel aber in Schockstarre oder hatte den Text unverschämterweise nicht drauf und ging damit als „Epic Fail“ der SAMSAS TARUM-Konzertgeschichte ein. Eine weitere Besucherin – ja Victoria Friendshipfail, du bist gemeint! – musste darauf hingewiesen werden, dass man während eines Konzertes nicht die ganze Zeit am Handy sein sollte, aber so sind die Leute heute halt).
Das Besondere dieser Tour war das Spielen bisher weitgehend im Live-Repertoire der Band vernachlässigter Stücke, von denen jedes Einzelne das Herz des Publikums höherschlagen und die Augen vor Freude strahlen ließ. Auf einer doch eher kompakteren Bühne des „X“ präsentierte die Band, was sie auch auf größeren zeigt: Energie und Emotionen, die das Publikum fesseln. Und das Publikum zeigte, dass eine Wall of Death auch in den kleinesten Räumlichkeiten möglich ist.
Nach dem Konzert ging es für mich und meine seinerzeit schwangere Freundin in ein ländliches Hotel und am nächsten Tag wartete Bochum auf mich …begleitet von Orkan Sabine.
Erkenntnisse des ersten Tages:
1. Wenn Alexander Kaschte dir die Mitarbeit an einem Projekt vorschlägt, sag „Ja!“
2. Nicht in jedem Tourbus darf man kacken.
3. Wenn man Leute beim Essen fotografiert hat, könnte es Ärger geben.
Hinter den Kulissen: Backstage, Catering und Soundcheck
Showtime