TOCOTRONIC – Köln, E-Werk (12.04.2025)
Tocotronic ist eine von den Bands, die ich immer gerne live sehe. Einfach aus dem Grund, weil sie einen nie enttäuscht. Und so war ich natürlich begeistert, dass die Band rund zwei Monate nach Erscheinen ihres 14. Studioalbums „Golden Years“ im ausverkauften Kölner E-Werk auftrat.
Das Publikum – wie gewohnt – sehr durchmischt. Zwar konnte man immer noch ein paar Trainingsjacken sehen, aber die meisten Zuschauer*innen scheinen mittlerweile aus ihnen herausgewachsen zu sein. Anfangs noch ein wenig leer, füllte sich das E-Werk alsbald und das Publikum durfte sich den Support-Act Cava entspannt anschauen.
Das Duo Cava, bestehend aus Peppi und Mela kommt aus Berlin und hat 2024 ihr zweites Album „Powertrip“ veröffentlicht. Die beiden spielen feinsten Punk – rau und direkt. Und genau damit konnten sie das Publikum recht schnell in Stimmung bringen. Sollte man sich merken.
Um 21 Uhr ertönten dann die Töne von „Tanz der Ritter“ aus dem Ballett „Romeo und Julia“ und kündigten Dirk von Lowtzow, Jan Müller, Dr. Arne Zank sowie den neuen Live-Gitarristen Felix Gebhard an. Der Opener „Der Tod ist nur ein Traum“ vom aktuellen Album „Golden years“, über welchen Dirk von Lowtzow erzählte, dass er ihn an Kinderliteratur erinnere, bildete mit seinen ruhigen Klängen einen kontrastreichen Einstieg im Vergleich zur Vorband. Es folgte „Bleib am Leben“, bevor es mit „Digital ist besser“ 30 Jahre in der Discografie zurück ging.
Das folgende „Aber hier leben, nein danke“ machte dann deutlich, dass Tocotronic dem Publikum einen musikalischen Streifzug durch die vergangenen drei Jahrzehnte bieten wollen, auch wenn nicht jedes Album in der Setlist bedacht wurde. Mit „Gegen den Strich“ und „Sie wollen uns erzählen“ folgen zwei Protestsongs, bevor die Ansagen im Laufe des Abends etwas abnahmen und ein guter Song auf den anderen folgte. Die gesamte Setlist ließ fast keine Wünsche offen und begeisterte wohl alle Anwesenden.
Vor dem zweiten Zugabenblock feierte sich die Band in ihrer Vorstellung der Mitglieder auch ein wenig selbst, was höchst verdient war. Den, wie ich dachte, Abschluss bildete „Explosion“ vom Album „Kapitulation“, bevor sich der Saal während der Klänge von Ingrid Cavens „Die großen weißen Vögel“ leerte. Und alle, die gegangen waren (inkl. mir), verpassten dann den wahren Abschluss: „Freiburg“.
Und trotzdem: Tocotronic ist (und bleibt) eine Band, die ich immer wieder gerne live sehe, weil sie mich nie enttäuscht. Auch diesmal nicht.
[Dieser Text erschien am 20.01.202 in leicht abgeänderter Form ebenfalls bei Crazewire]






















Setlist
- Tanz der Ritter [Intro – von SERGEJ PROKOFIEW aus „Romeo und Julia] / Der Tod ist nur ein Traum
- Bleib am Leben
- Digital ist besser
- Aber hier leben, nein danke
- Gegen den Strich
- Sie wollen uns erzählen
- Denn sie wissen, was sie tun
- Der Seher
- Wie ich mir selbst entkam
- Ich hasse es hier
- Bye Bye Berlin
- Ich tauche auf
- Golden Years
- Let There Be Rock
- Ich bin viel zu lange mit euch mitgegangen
- Drüben auf dem Hügel
- Das Geschenk
- This Boy Is Tocotronic [Beginn Zugabenblock 1]
- Hi Freaks
- Die Welt kann mich nicht mehr verstehen
- Ich verabscheue euch wegen eurer Kleinkunst zutiefst
- Explosion [Zugabe 2] / Die großen weißen Vögel [Outro – von INGRID CAVEN]
- Freiburg [Zugabe 3]